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Umgang mit Alkohol in der Roverstufe

Rechtliche Situation

Das deutsche Recht regelt Alkoholkonsum folgendermaßen:

1. Kauf und Konsum von Bier, Wein oder Sekt sind ab 16 Jahren erlaubt.

2. Kauf und Konsum von Spirituosen sind ab 18 Jahren erlaubt.

3. Bis 21 Jahre und in der Probezeit gilt: Kein Alkohol hinerm Steuer

4. Auch auf dem Fahrrad gibt es eine Promillegrenze.

Null Promille - Ehrensache - Vorbild sein! Unter Einfluss von Alkohol vervielfacht sich das Risiko eines Unfalls. Wer am Straßenverkehr teilnimmt – egal ob auf dem Fahrrad oder mit dem Auto – sollte immer nüchtern sein.

Übersicht und Auszüge aus dem Jugendschutzgesetz zum Download finden sich unter: https://www.null-alkohol-voll-power.de/fileadmin/user_upload/pdf/Jugendschutzgesetz.pdf

Jugendliche und Alkohol

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Jugendliche Alkohol trinken. Bei vielen Jugendlichen stehen soziale Gründe im Vordergrund. Sie wollen sich vom Kindsein abgrenzen, nicht als Außenseiter gelten, sich durch besonders hohe Trinkfestigkeit Anerkennung unter Gleichaltrigen verschaffen oder können dem Gruppendruck in ihrer Clique nicht widerstehen.

Daneben ist die Meinung, eine Party werde besser oder sei lustiger mit Alkohol, ist weit verbreitet. Bei manchen Jugendlichen steht der Alkoholkonsum sogar im Zentrum der Party: Sie wollen sich in erster Linie betrinken. Es lohnt sich, mit Jugendlichen darüber zu sprechen, was denn eine gute Party ausmacht.

Es gibt aber auch solche, die Alkohol trinken, um sich besser zu fühlen, Langeweile zu vertreiben oder Probleme zu vergessen. Ein solcher Grund für den Alkoholkonsum ist sehr Besorgnis erregend und es ist wichtig, dass diese Jugendlichen unterstützt werden.

Anonyme Unterstützung, auch wenn man sich um andere sorgt, bietet u.a. das BZgA-Infotelefon: 0221 892031 oder der Beratungsstellenfinder der BZgA: https://www.bzga.de/service/beratungsstellen/suchtprobleme/.

Während (und auch noch nach) der Pubertät verändert sich auch das Gehirn extrem stark und reagiert sehr empfindlich auf äußere Einflüsse. Alkohol und besonders Rauschtrinken kann für Jugendliche daher nachhaltig besonders schädlich sein. Rauschtrinken meint hier, dass man im Nachhinein einen Kater empfindet und den Einfluss des Alkohols auch viele Stunden nach dem Genuss noch im Körper wahrnimmt. Ob diese Hirnschäden von unserem Körper wieder repariert werden können, ist noch unklar.

Neben der Beeinträchtigung der Gehirnleistung, wirkt sich Alkoholkonsum auch auf das Sozialverhalten aus und kann z.B. aggressives oder gewalttätiges Verhalten begünstigen.

Da Dopamin, das sogenannten “Glückshormon”, das unser Belohnungssystem steuert bei Jugendlichen verstärkt ausgeschüttet wird, haben diese ein großes Bedürfnis nach dem schnellen “Kick” und sind risikobereiter. Dadurch erscheint auch Alkoholkonsum, der wiederum die Dopaminausschüttung begünstigt, hochgradig attraktiv.

Für tiefere Einblicke empfehlen wir das Experteninterview mit Prof. Laucht, der am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim die psychologischen und biologischen Hintergründe des riskanten Suchtmittelkonsums erforscht und die weiteren Inhalte der Homepage: https://www.kenn-dein-limit.info/experteninterviews/neuropsychologe-prof-manfred-laucht.html

Roverarbeit und Alkohol

In einer festen Gruppe aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wie einer Roverrunde, gibt es in den meisten Fällen (unausgesprochene) Regeln zum Umgang miteinander, aber auch zum Umgang mit Alkohol. Es lohnt sich diese hin und wieder gemeinsam zu beleuchten, zu prüfen, zu bewerten und von der Gruppe selbst (weiter) entwickeln zu lassen. Welche Regeln das sind und welche (innerhalb der bestehenden rechtlichen Grundlage, siehe oben) für die Gruppe passen, sollte diese selbst festlegen. Für eine Roverrunde kann dies auch gemeinsam mit der Leiterrunde passieren und abhängig von äußeren Gegebenheiten (reine Roveraktion vs. Stammesaktion) variieren. Ein einheitliches Verständnis zum Umgang mit Alkohol innerhalb des Stammes ist in jedem Fall erstrebenswert. Als Roverleiter*in sollte ichdiese Klärung im Stamm und in der Roverrunde zu gegebener Zeit, z.B. vor einer anstehenden Aktion oder nach einem “Vorfall”, auch aktiv anstoßen und begleiten.

Im Vorfeld oder im Verlauf dieses Prozesses kann es hilfreich sein, evtl. durch Einbeziehen von Experten (z.B. Suchtberatungsstellen oder Einrichtungen für Suchtkranke vor Ort anfragen), Alkohol in der Roverrunde zu thematisieren. Dabei eignen sich aktive Impulse (Rauschbrillen, Partyvideos u.ä.) genauso, wie die Anregung einer Gruppendiskussion zur Trinkmotivation der Rover*innen oder dem Hinterfragen gesellschaftlicher “Normen”, z.B. Sekt zum Anstoßen.

Als Roverleiter*in setze ich zunächst auf die Eigenverantwortlichkeit der Gruppe und lebe in meiner Vorbildfunktion bewussten Umgang mit Alkohol vor. Dies kann u.a. durch authentische Partystimmung ohne Alkoholeinfluss und Vermeidung von ritualisiertem Trinkverhalten (Sektreflexion, Verdauungsschnaps, etc.) erfolgen. In jedem Fall muss ich dafür sorgen, dass meine Leitungstüchtigkeit zu jeder Zeit sichergestellt ist und auch die Roverrunde in der Lage ist auf sich gegenseitig “aufzupassen”.

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist auch die Außenwirkung als Pfadfinder*innen vor Ort oder auf Fahrt. Hier gilt es, Rover*innen dafür zu sensibilisieren, dass sie als Roverrunde generell den Stamm nach außen repräsentieren und für den guten Ruf dessen in der Gemeinde, sowie der Pfadfinderschaft im Allgemeinen mitverantwortlich sind.

Besonders bei Auslandsfahrten oder interkulturellen Begegnungen kann dies zu Missverständnissen und Konflikten führen. Daher sollte hierbei, bereits in der Vorbereitung, besonderer Wert auf Kommunikation und Information bzgl. der eigenen und vor Ort geltenden Regeln gelegt werden.

Autoren: Jan-Hendrik Buchmann

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